Dieses Bild ist das diesjährige Pfingstbild im Wochenwandkalender des Klosters Münsterschwarzach in Franken; das Kloster, in dem ich fast drei Jahre lang gelebt habe. Während ich selbst das Bild mehr oder weniger nie besonders beachtet habe, hat es Bruder Alfred – der Chef der Klosterdruckerei – für den Kalender ausgesucht. Jetzt hängt es nächste Woche in tausenden Haushalten vorne auf.
Letzte Woche bekam ich per Mail eine Anfrage von einer Frau, ob sie dieses Bild auch digital bekommen könnte. In unserem weiteren Emailkontakt kamen wir ins Gespräch über Fotografie, die Hamburger, über Architektur und den Vortrag in Ihrer Gemeinde, den sie mit diesem Bild illustrieren möchte. Und sie erzählt mir, dass vor fünf Jahren an dieser Stelle im Kalender ein ganz ähnliches Bild von einem mittlerweile verstorbenen Bruder aus einem anderen Kloster abgedruckt war.
Bei einem ganz anderen Bild hat mir vor längerer Zeit eine junge Frau geschrieben, dass genau dieses Bild sie nach einem traumatischen Erlebnis so berührt und positiv bewegt hat, wie es bis dahin keine Therapie geschafft hatte. Wow.
Bilder, die vorher „nur Bilder“ waren – und teilweise sogar von mir unbeachtet – werden mit Bedeutung und Energie aufgeladen: Weil sie für andere Bedeutung haben und in einen Bezug gestellt werden. Und sie bereichern mich, weil sie Verbindungen herstellen zu ganz anderen als meinen Themen und zu Menschen, die ich bis eben noch gar nicht kannte (zum Beispiel auch zu dem verstorbenen Mönch). Dass hinter diesen Bildern mein eigener Blick und meine Wahrnehmung und letztlich mein auslösender Finger steht – also ein realer Moment in meinem Leben – bringt nachträglich eine besondere Qualität in diese Momente.
Das zu erleben und durch die Fotografie zu ermöglichen macht mein Leben reicher.
(Erschienen bei manna-magazin.de)