„Ich hab das Ganze vor mir und sehe doch nur einen Ausschnitt vom Ganzen. Dass eine Fotographie die Wirklichkeit (und man könnte verdeutlichend zufügen: nur) ablichtet, sie sozusagen dokumentarisch festhält, ist ein Trugschluss. Denn grundsätzlich gilt: Bilder zeigen etwas, aber sie verweisen anderes, auf Tieferes, auf Dahinterliegendes, auf Verborgenes. Fotographie, ist deshalb Kunst, weil sie Wirklichkeit verfremdet. Dabei ist die Verfremdung nicht Ergebnis einer Verfälschung.

Die Fotographie zeigt, was ist, aber sie zeigt noch mehr. Mittels der Verfremdung führt sie hin zu einer anderen Wirklichkeit. […]

Andreas nimmt mittels seines Blickes durch den Sucher seiner Kamera in dem unüberschaubaren Ganzen der Welt einen Ausschnitt wahr und verleiht dem Mikrokosmos eine neue Bedeutung, misst dem Kleinen und Unbedeutenden eine neue eigene Würde, eine Achtsamkeit bei. Der ruhige Blick eines Mönches zum Beispiel oder die Falten eines Kleides.

Wann habe ich einem anderen wohlmeinend in die Augen geschaut?

Wann habe ich der Schönheit eines Menschen Beachtung geschenkt?

Wann bin ich der Schnelligkeit des Lebens das letzte Mal ausgewichen und meine Schritte langsam gesetzt?

In den Bildern, zumal in den Ausschnitten zeigen sich Geschichten und werden neue Geschichten geschrieben.“

Ausschnitt aus der Ansprache von Christoph Simonsen zur Ausstellungseröffnung von „Leuchtstoff“ in der KHG Aachen.

Danke, Christoph, für diese wunderbaren Worte.

(Erschienen bei manna-magazin.de)