Licht in der Stadt ist eine faszinierende Angelegenheit. Wenn man keine wirklich Stadt hat, wie es mir in der Zeit ging, in der ich in einem christlichen Kloster gelebt habe, muss man mit dem Licht, das man zu Verfügung hat, kreativ sein. Die Beleuchtung des Busbahnhofes des kleinen Ortes in dem das Kloster stand konnte so mit ein bisschen Fantasie, Kreativität und gekonnter Bedienung der Kamera zu echten Citylights werden.

Die Zeit im Kloster hat mich gelehrt, dass echte Weite im Leben nicht unbedingt was mit viel Reisen und Rumkommen, mit viel äußerlichen Freiheiten und Möglichkeiten zu tun haben muss. Für den Mönch ist seine Klosterzelle ein Ort der Alleinzeit, ein Ort, der Enge und Weite, Licht und Schatten, Du und Ich, Inneres und Äußeres miteinander in Verbindung bringen will. Der heilige Benedikt – der Ordensvater der Benediktinermönche – rät einem sogar, viel viel Zeit in der Zelle zu verbringen, sie würde einem alles lehren, was man braucht.

Dieses Bild ist nur eines von vielen Bildern, die ich aus meinem kleinen Zimmer im vierten Stock des Klosters gemacht habe. Die vielfältigen, so unterschiedlich bunten und lebensfrohen Bilder aus ein paar Quadratmetern heraus haben mir gezeigt, wie sehr ein zunächst eingeschränkter Radius im wahrsten Sinne des Wortes Horizonte eröffnen kann wenn man nur richtig hinschaut. Das gilt für das Sehen mit dem Auge, mit dem Herzen und mit der Seele. Im benediktinischen Sinne steht daher das Phänomen für das ganze Leben. „Am Anfang kann es nicht anders sein als eng“, schreibt der Mönchsvater Benedikt, „wer aber im Leben (und im Glauben) voranschreitet, dem weitet sich das Herz.“

Manchmal steckt im Kleinen ein ganzes Universum.

(Erschienen bei manna-magazin.de)